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02599 Die ISO 56005

Ziel dieses Beitrags ist es darzulegen, wie die ISO 56005 Unternehmen dabei unterstützen kann, ein IP-Management zu implementieren, wie eine IP-Strategie entwickelt und bewertet wird, was beim IP-Management im Innovationsprozess zu berücksichtigen ist, und welche Werkzeuge und Verfahren im IP-Management eingesetzt werden sollten.
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1 Die ISO 56005 als Norm zu Werkzeugen und Methoden des IP-Managements

Die Norm trägt den Titel: DIN EN ISO 56005:2022-05 Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für IP-Management – Leitfaden (ISO 56005:2020); Deutsche Fassung EN ISO 56005:2021. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist im Deutschen auch die Bezeichnung ISO 56005 üblich – so auch in diesem Werk. Die aktuelle Ausgabe der Norm liegt in deutscher Fassung und englischer Übersetzung vor. Im Anhang 1 finden Sie die Gliederung der Norm.
Rechte an geistigem Eigentum als Erfolgsfaktor
Gemäß ISO 56005 ermöglicht geistiges Eigentum (IP, engl.: intellectual property) die Erteilung von eigentumsähnlichen Rechten an neuem Wissen und kreativen Ausdrucksformen. [1] Es wird in der heutigen wissensbasierten Wirtschaft weltweit immer wichtiger, weil es Unternehmen ermöglicht, die Vorteile von Innovationen zu nutzen. Darüber hinaus ist die Berücksichtigung des geistigen Eigentums Dritter von Bedeutung, um sicherzustellen, dass das Unternehmen die Ergebnisse seiner Innovationsbemühungen zu seinem Vorteil nutzen kann. So kann IP z. B. die gemeinsame Entwicklung, den Austausch von Ideen sowie den Handel damit erleichtern.
Nutzen von IP
Die ISO 56005 weist daraufhin, dass Unternehmen IP nutzen können, um ihre Geschäftsziele zu erreichen und Innovationsinitiativen für verschiedene Zwecke umzusetzen, zu denen die folgenden gehören:
sich strategisch zu positionieren,
Mittel und Wege zu einer Innovation zu finden,
Innovationsergebnisse zu schützen,
Investitionsanreize zu setzen und die Investitionen abzusichern,
Wettbewerbsvorteile zu vergrößern,
klare Eigentumsverhältnisse am IP und den Rechten am geistigen Eigentum (IPR, engl.: intellectual property rights) herzustellen,
Ausübungsfreiheit herzustellen,
Innovationswerte zu schaffen,
Zusammenarbeit zu ermöglichen. [1]
Zusammenhang mit anderen Normen
Die ISO 56005 ist der Normenreihe ISO 56000 ff. zuzuordnen, die aus den folgenden weiteren Normen besteht:
ISO 56000: Innovationsmanagement – Grundlagen und Begriffe
ISO 56002: Innovationsmanagement – Innovationsmanagementsystem – Leitfaden,
ISO 56003: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für Innovationspartnerschaften – Leitfaden,
ISO 56004: Innovationsmanagement Assessment – Leitfaden,
ISO 56006: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für strategisch intelligentes Management – Leitfaden,
ISO 56007: Innovationsmanagement – Tools und Verfahren für das Ideenmanagement – Leitfaden,
ISO 56008: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden zur Messung von Innovationsvorgängen – Leitfaden (Entwurf, Stand: März 2025)
ISO 56010: Innovationsmanagement – Erläuternde Beispiele für ISO 56000 (Vornorm, Stand: März 2025).
Grundsätze für das IP-Management
Die ISO 56005 formuliert Grundsätze für das IP-Management, die aus dem Innovationsmanagementsystem abgeleitet sind. Sie werden in Tabelle 1 gezeigt.
Tabelle 1: Grundsätze für das IP-Management [1]
Wertrealisierung
Das IP-Management sollte zu einer Wertschöpfung für alle maßgeblichen Stakeholder führen. Die Wertschöpfung kann zu finanziellen und nicht finanziellen Werten führen.
Zukunftsorientierte Führungskräfte
Zu Beginn einer Innovationsinitiative sollten Führungskräfte im gesamten Unternehmen Mitarbeiter und andere interessierte Parteien dazu anregen und motivieren, IP im Hinblick auf eine langfristige Wertschöpfung für das Unternehmen zu generieren und zu schützen.
Strategische Ausrichtung
Das Unternehmen sollte seine strategische Ausrichtung für das IP-Management mit seinen Geschäfts- und Innovationsstrategien abgleichen.
IP-konforme Unternehmenskultur
Das Unternehmen sollte gemeinsame Werte, Überzeugungen und Verhaltensweisen im gesamten Unternehmen fördern und aufrechterhalten, die darauf abzielen, IP zu generieren und zu schützen.
Erkenntnisse ausnutzen
Das Unternehmen sollte auf ein breites Spektrum an internen und externen IP-Wissensquellen zugreifen, um die IP-Kompetenz des Unternehmens systematisch zu entwickeln und ihre Innovationsplanung und -strategie zu unterstützen.
Umgang mit der Ungewissheit
Das Unternehmen sollte die mit Innovationen verbundenen Ungewissheiten und Risiken aus einer IP-Perspektive heraus bewerten und handhaben, und zwar im Hinblick auf das Management internen geistigen Eigentums und das Bewusstsein für externes geistiges Eigentum.
Anpassungsfähigkeit
Das Unternehmen sollte rechtzeitig geeignete systematische IP-Managementprozesse einführen, um auf Änderungen im organisatorischen Kontext reagieren zu können.
Systemansatz
Das Unternehmen sollte IP auf der Grundlage eines Systemansatzes und nicht ad hoc verwalten, und zwar mit dem Ziel, organisatorische Risiken zu mindern und das Wertschöpfungspotenzial zu erhöhen.
Anwendungsbereich der Norm
Die ISO 56005 gibt Leitlinien zur Unterstützung der Rolle von IP innerhalb des Innovationsmanagements vor. [1] Sie kann bei allen Arten von Innovationsaktivitäten und -initiativen angewendet werden. Die Norm zielt darauf ab, die folgenden Aspekte des IP-Managements auf strategischer und operativer Ebene zu behandeln:
Entwicklung einer IP-Strategie zur Unterstützung von Innovationen in einem Unternehmen,
Einführung eines systematischen IP-Managements innerhalb der Innovationsprozesse,
Anwendung konsistenter IP-Werkzeuge und -Verfahren zur Unterstützung eines effizienten IP-Managements.
Finanzielle und rechtliche Erwägungen
Die ISO 56005 weist darauf hin, dass im IP-Management finanzielle und rechtliche Erwägungen berücksichtigt werden sollten. [1] Im Hinblick auf die finanziellen Erwägungen sind Kosten im Zusammenhang mit der Bewertung, dem Schutz, der Registrierung, der Pflege und der Durchsetzung von IPR sowie Kosten für organisatorische Ressourcen, wie z. B. zur Personalausstattung und Schulung zu beachten. Rechtliche Erwägungen ergeben sich insbesondere aus Fragen zur Urheberschaft, Erfinderschaft, Eigentümerschaft, IP-Verletzung und zu vertraglichen Fragen. Außerdem sollte rechtlich geklärt werden, dass für verschiedene IP-Formen jeweils spezifische Schutzanforderungen gelten.

2 IP-Strategie entwickeln und bewerten

IP-Strategie entwickeln
Die ISO 56005 weist darauf hin, dass das Unternehmen eine IP-Strategie entwickeln sollte, die als zentraler Bestandteil in seine Innovationsstrategie integriert werden und seine Geschäftsstrategie unterstützen sollte. [1] Sie zielt darauf ab, die notwendigen Ressourcen während des gesamten Innovationsprozesses bereitzustellen, die IP-Risiken auf ein Mindestmaß zu reduzieren, die IP-Assets zu optimieren und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens durch die Nutzung von IP zu stärken. Eine IP-Strategie sollte in folgenden fünf Schritten entwickelt werden:
Schritt 1: die Rolle von IP und IP-Management sowohl in der Innovations- als auch in der Geschäftsstrategie verstehen,
Schritt 2: die aktuelle IP-Position des Unternehmens verstehen und dokumentieren,
Schritt 3: der Innovationspolitik und der Roadmap des Unternehmens entsprechende IP-Ziele festlegen,
Schritt 4: die IP-Strategie implementieren bzw. operationalisieren,
Schritt 5: die IP-Strategie allen maßgebenden Parteien mitteilen.
Abbildung 1 zeigt die Beziehung zwischen der Geschäftsstrategie des Unternehmens, seiner Innovationsstrategie und der IP-Strategie.
Abb. 1: Beziehung zwischen der Geschäftsstrategie des Unternehmens, seiner Innovationsstrategie und der IP-Strategie [1]
Strategieausrichtung bestimmen
Eine optimale IP-Strategie hat sich an den Bedürfnissen des Unternehmens und den zu schützenden Objekten, also Produkten und Dienstleistungen, zu orientieren. [2] Grundsätzlich kann zwischen einer defensiven und einer offensiven IP-Strategie unterschieden werden. Eine defensive IP-Strategie setzt auf die Vermeidung von IPR-Verletzungen, strikte Geheimhaltung und Veröffentlichungen zum Stand der Technik, um die Wettbewerber daran zu hindern, selbst IPR anzumelden. Dem hingegen beinhaltet eine offensive IP-Strategie:

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