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07FEH Fehlersammelkarte

Die Fehlersammelkarte ist ein praxiserprobtes Werkzeug zur Fehlererfassung. Sie gehört zu den sieben grundlegenden Qualitätswerkzeugen (Q7) des Japaners Kaoru Ishikawa.
Dieser Artikel stellt Ihnen die Fehlersammelkarte mit ihren verschiedenen Anwendungsarten vor. Präsentationsfolien unterstützen Sie bei der Inhouse-Schulung.
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1 Ziel und Kurzbeschreibung

Kurzbeschreibung
Die Fehlersammelkarte wird zur unkomplizierten Erfassung von Fehlerarten, Fehlerhäufigkeiten und Fehlerorten genutzt. Sie besteht aus einem Formular, das der rationellen Erfassung und einfachen Darstellung attributiver Daten dient (z. B. Fehlerarten, Fehlerorte). Das Formular wird in Papierform oder elektronisch eingesetzt.
Ziel
Ziel der Fehlersammelkarte ist es, ein objektives Bild vom Auftreten der Qualitätsprobleme nach Art und Umfang zu ermitteln. Daher wird die Fehlersammelkarte in Verbesserungsprojekten meist zu Beginn als Werkzeug zur Fehlererfassung angewendet.
Die Ergebnisse der Fehlersammelkarte können in der Folge mit anderen Werkzeugen aus dem Methodenverbund der Sieben Qualitätswerkzeuge weiterbearbeitet werden. Besonders eignet sich die Fehlersammelkarte im Zusammenwirken mit dem Pareto-Diagramm oder als spezielles Erfassungsformular für das Histogramm.
Anwendungsgebiet
Die Fehlersammelkarte kann sowohl in Produktionsprozessen als auch in Dienstleistungs- oder administrativen Prozessen eingesetzt werden. Es handelt sich bei ihr um ein universelles Werkzeug, das für alle Phasen eines Prozesses geeignet ist. Sie kann proaktiv zur Qualitätssicherung im Rahmen eines QM-Systems sowie auch reaktiv zur Erfassung aufgetretener Probleme eingesetzt werden kann.
Synonyme
Synonym bezeichnet man die Fehlersammelkarte auch als Fehlersammelliste, Strichliste oder Datensammelblatt. In einer besonderen Verwendungsart wird sie gelegentlich auch als Checkliste bezeichnet.

2 Arten

Es lassen sich in einem weiteren Sinne fünf Arten von Datensammelkarten unterscheiden. Die stärkste praktische Bedeutung haben jedoch die ersten beiden Arten.
Fünf Arten
Prüfung der fehlerhaften Einheit (Fehlerartenerfassung)
Prüfung des Fehlerorts (Fehlerorterfassung)
Prüfung der Verteilung im Produktionsprozess
Prüfung der Fehlerursache (vorab festgelegte Auswahl)
Bestätigung von Qualitätskontrollen (Checkliste)
Fehlerarten- und Fehlerorterfassung sind Fehlersammelkarten im engen Wortsinn. Sie werden im Anschluss detailliert dargestellt.

2.1 Fehlerartenerfassung

Klassische „Strichliste”
Die Fehlerartenerfassung ist der klassische Einsatz der Fehlersammelkarte. In Form von „Strichlisten” wird die Häufigkeit des Auftretens bestimmter attributiver Merkmale in Formblättern ermittelt.
Aufbau
Zur Erstellung des Formblatts werden in einer Tabelle zeilenweise die Fehlermöglichkeiten aufgelistet, die bei dem betrachteten Produkt oder Prozess auftreten können. Neben der Spalte mit den Fehlerbezeichnungen ist in zumindest einer weiteren Spalte Platz, um per Strichliste die Häufigkeit des Auftretens dieses Fehlers zu vermerken. Gegebenenfalls schließen sich weitere Spalten an, um die Erfassung nach verschiedenen Schichten oder Wochentagen differenzieren zu können.
Im Kopf- und Fußbereich der Fehlersammelkarte finden sich ergänzende Felder, in denen der Untersuchungszeitraum, der Untersuchungsgegenstand sowie evtl. beteiligte Personen und weitere Informationen eingetragen werden können.
Erfasste Fehler
Vor Durchführung der Untersuchung müssen die zu erfassenden Fehler bestimmt werden. Ein Nachteil der Fehlersammelkarte ist, dass sie nur bekannte Fehler erfassen kann. Zur Benennung der erfassten Fehler haben sich Befragungen der Prozessbeteiligten als einfach und nützlich erwiesen: Innerhalb kurzer Zeit lässt sich so eine Vielzahl an Fehlerarten erheben.
Es empfiehlt sich, die Anzahl erfasster Fehler und damit der Zeilen in der Karte zu begrenzen, da diese sonst schnell unübersichtlich wird und sich Zuordnungsfehler häufen. Bewährt hat sich neben der Zusammenfassung von Fehlerarten zu Fehlergruppen eine abschließende Spalte „Sonstige Fehler”.
Abb. 1: Fehlersammelkarte – Beispiel, schematisch
Durchführung
Sind die zu erfassenden Fehler bekannt und das Formblatt erstellt, muss noch das Erhebungsdesign festgelegt werden. Es umfasst Aussagen zur Art der Erhebung, zu dem Ort der Erhebung und dem Erhebungszeitraum.
Hinsichtlich der Art ist sicherzustellen, dass die Fehlererhebung stets auf die gleiche Weise erfolgt und Variabilität weitgehend ausschließt. Der Erhebungsort ist der Ort der Fehlererfassung, er kann auch beim Kunden liegen. Für die „richtige” Dauer der Untersuchung kann keine pauschale Aussage getroffen werden: Sie sollte lange genug gewählt werden, um ein aussagefähiges Bild des Auftretens der Fehler nach Arten differenziert zu erzeugen.

2.2 Fehlerorterfassung

Äußere Betrachtung
Bei vielen Produkten treten Fehler an der Oberfläche auf: Zu denken ist hier an fehlerhafte Lackierungen, Beulen, Kratzer etc. Insbesondere bei großen Objekten ist es schwer, den Fehlerort verbal eindeutig zu beschreiben. Hier hat sich die Fehlersammelkarte zur Fehlerorterfassung bewährt.
Fehler „verorten”
Zentrales Element des Formblatts zur Fehlerorterfassung ist eine schematische oder fotografische Abbildung des Produkts bzw. des Untersuchungsgegenstands. Im Fußbereich der Fehlersammelkarte findet sich eine Legende, die den erfassten Fehlern verschiedene Symbole zuordnet. Beispielsweise könnte ein Kratzer mit einem „X”, eine Delle mit einem „O” gekennzeichnet werden.
Wird nun ein Fehler entdeckt, kennzeichnet der Mitarbeiter am entsprechenden Ort in der Abbildung auf der Fehlersammelkarte dies mit dem passenden Symbol.
Nutzen
Der Nutzen dieses Vorgehens ist, dass der Ort des Fehlerauftretens ohne verbale Kunstgriffe einfach gekennzeichnet werden kann und Fehlerhäufungen durch „Clusterung” der Symbole sofort visuell sichtbar werden.
Folgebetrachtung: Ursache –Wirkung
Nach erfolgter Fehlererfassung kann eine anschließende Analysephase der Frage nachgehen, warum an bestimmten Orten des Produkts Fehlerhäufungen auftreten. Das Ursache-Wirkungsdiagramm aus dem Methodenverbund der Sieben Qualitätswerkzeuge leistet hier wertvolle Hilfe.

2.3 Sonstige Fehlersammelkarten

Die drei Fehlersammelkarten im weiteren Sinn werden hier nur kurz dargestellt, da sie teilweise bei anderen QM-Werkzeugen (beispielsweise dem Histogramm) detailliert erläutert werden.
Prüfung der Verteilung
Die Prüfung der Verteilung stellt ein Datensammelblatt zur späteren Erstellung eines Histogramms dar. Es arbeitet mit Werteklassen, für welche jeweils die Häufigkeit ihres Auftretens erfasst wird. So lassen sich zum Beispiel quantitativ messbare Merkmale der untersuchten Objekte (Dicke der Werkstücke, Zeitdauer der Prozesse etc.) erfassen.
Prüfung der Fehlerursache
Die Fehlersammelkarte zur Prüfung der Fehlerursache ist rein begrifflich verwirrend: Fehlersammelkarten dienen nur der Erfassung und nicht der Analyse von Fehlern. Mit der Fehlersammelkarte wird denn auch keine Ursachenforschung betrieben. Vielmehr werden nach erfolgter Ursachenanalyse die gefundenen möglichen Ursachen in einer Fehlersammelkarte tabellarisch zusammengestellt. Bei Auftreten von Fehlern in der laufenden Produktion kann direkt vermerkt werden, auf welche Ursache ein bestimmter Fehler zurückzuführen ist.
Die Fehlerkarte zur Prüfung der Fehlerursache ist damit in ihrem Aufbau mit derjenigen zur Fehlerartenerfassung identisch.
Bestätigung von Qualitätskontrollen
In der Verwendungsart zur Bestätigung von Qualitätskontrollen wird die Fehlersammelkarte als Checkliste eingesetzt. Sie prüft am Einzelstück, ob geforderte qualitätsrelevante Eigenschaften beim untersuchten Objekt erfüllt sind oder nicht. Damit bekommt die Checkliste den Charakter eines Instruments der Qualitätskontrolle. Eine weitere Analyse ist ohne aggregierende Zwischenschritte, in denen aus einer Vielzahl von Checklisten eine Häufigkeitsverteilung gebildet wird, nicht sinnvoll.

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