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02596 Die ISO 56002

Ziel dieses Beitrags ist es darzulegen, wie die ISO 56002 Unternehmen bei der Implementierung eines Innovationsmanagementsystems unterstützt. Dazu werden die wichtigsten Anforderungen der Norm an ein Innovationsmanagementsystem vorgestellt und erläutert.
Arbeitshilfen:
von:

1 Die ISO 56002 als Managementsystemnorm für das Innovationsmanagement

Titel und Angaben
Die Norm trägt den Titel: DIN EN ISO 56002:2021-08: Innovationsmanagementsystem – Leitfaden (ISO 56002:2019); Deutsche Fassung EN ISO 56002:2019. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist im Deutschen auch die Bezeichnung ISO 56002 üblich – so auch in diesem Werk. Die aktuelle Ausgabe der Norm liegt in deutscher Fassung und englischer Übersetzung vor. Die Norm ist entsprechend der High Level Structure (HLS) gegliedert.
Zweck der Norm
Die als Leitfaden konzipierte ISO 56002 hilft Unternehmen, ein Innovationsmanagementsystem in strukturierter Weise zu planen, einzuführen, aufrechtzuerhalten und fortlaufend zu verbessern. [1] Die Norm beschreibt ein Innovationsmanagementsystem als einen Satz von zusammenhängenden oder sich gegenseitig beeinflussenden Elementen. Ein Innovationsmanagementsystem setzt die Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Bereitstellung von Innovationsfähigkeiten und für die Beurteilung der Leistung. Es verfolgt keinen Selbstzweck, sondern ist darauf ausgerichtet, Werte für das Unternehmen zu schaffen.
Grundsätze
In der ISO 56002 werden acht Grundsätze aufgeführt, die die Grundlage für ein Innovationsmanagementsystem bilden. Dies sind [1]
Wertschöpfung,
zukunftsorientierte Führungskräfte,
strategische Ausrichtung,
Kultur,
Verwerten von Erkenntnissen,
Umgang mit Unsicherheit,
Anpassbarkeit und
Systemansatz.
Hinweis
Die ISO 56002 führt Gründe auf, die für Innovationen sprechen. So helfen Innovationen [1]
die Fähigkeit zum Umgang mit Unsicherheit zu verbessern,
das Wachstum, die Einnahmen, die Profitabilität und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen,
die Kosten und den Abfall zu reduzieren,
die Produktivität und die Ressourceneffizienz zu erhöhen,
eine bessere Nachhaltigkeit und Resilienz zu erreichen,
die Zufriedenheit von Nutzern, Kunden, Bürgern und anderen interessierten Parteien zu erhöhen,
das Angebotsportfolio nachhaltig zu erneuern,
engagierte und befähigte Personen im Unternehmen zu beschäftigen,
die Fähigkeit zum Anwerben von Partnern, Mitarbeitern und Finanzierungen zu erhöhen,
das Ansehen und die Wertschätzung des Unternehmens zu steigern und
Vorschriften einzuhalten sowie andere maßgebende Anforderungen zu erfüllen.
Aufbau der Norm
Wie andere nach der HLS gegliederte Normen orientiert sich auch die ISO 56002 am aus dem Qualitätsmanagement bekannten PDCA(Plan, Do, Check, Act)-Zyklus, der eine effektive Steuerung des Innovationsmanagementsystems ermöglicht. Abbildung 1 zeigt die Zuordnung der Normabschnitte der ISO 56002 zu den Phasen des PDCA-Zyklus. Auf die Normabschnitte wird in den Abschnitten 2 bis 8 näher eingegangen.
Abb. 1: Zuordnung der Normabschnitte der ISO 56002 zu den Phasen des PDCA-Zyklus
Die beigefügte Arbeitshilfe listet Ihnen detailliert und nach Normabschnitten gegliedert, die noch zu erledigenden Prozesspunkte auf.[ 02596_01.docx]
Praxistipp
Aufgrund der Gliederungskongruenz kann die ISO 56002 leicht zusammen mit anderen Managementsystemnormen, z. B. der ISO 9001, ISO 14001, ISO 50001 oder der ISO/IEC 27001, umgesetzt werden. Die Verwendung anderer ISO-Normen ist jedoch keine Voraussetzung für die Umsetzung der ISO 56002. Sie kann somit auch als alleinstehender Leitfaden übernommen werden.
Andere Innovationsmanagementnormen
Die ISO 56002 ist der Normenreihe ISO 56000 ff. zuzuordnen, die aus folgenden weiteren Normen besteht:
ISO 56000: Innovationsmanagement – Grundlagen und Begriffe
ISO 56001: Innovationsmanagement – Innovationsmanagementsystem – Anforderungen
ISO 56003: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für Innovationspartnerschaften – Leitfaden
ISO 56004: Innovationsmanagement Assessment – Leitfaden
ISO 56005: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für IP-Management – Leitfaden
ISO 56006: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für strategisch intelligentes Management – Leitfaden
ISO 56007: Innovationsmanagement – Tools und Verfahren für das Ideenmanagement – Leitfaden
ISO 56008: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden zur Messung von Innovationsvorgängen – Leitfaden (Norm-Entwurf, Stand: Januar 2024)
ISO 56010: Erläuternde Beispiele zur ISO 56000 (Vornorm, Stand: Januar 2024).
Anwendungsbereich
Die Norm ist auf Unternehmen aller Art, unabhängig von ihrer Art, Branche, Größe oder des Reifegrads, anwendbar [1]. Sie bezieht sich auf alle Arten von Innovationen. Es kann sich um inkrementelle, aber auch um radikale Innovationen handeln. Darüber hinaus zeigt sich die ISO 56002 offen für alle Arten von Ansätzen, z. B. interne und offene Innovation sowie nutzer-, markt-, technologie- oder gestaltungsgetriebene Innovationsaktivitäten.

2 Normabschnitt 4: Kontext der Organisation

Was fordert die ISO 56002?
Im Normabschnitt 4 fordert die ISO 56002, dass das Unternehmen [1]:
seinen Kontext insbesondere im Hinblick auf die relevanten externen und internen Themen bestimmt und versteht,
die relevanten Erfordernisse und Erwartungen seiner interessierten Parteien ermittelt und versteht,
den Anwendungsbereich seines Innovationsmanagementsystems unter Berücksichtigung der externen und internen Themen bestimmt,
entsprechend den Anforderungen der Norm auf der Grundlage einer Innovationskultur und einer innovationsfördernden Zusammenarbeit ein Innovationsmanagementsystem aufbaut, bewertet, implementiert, aufrechterhält, fortlaufend verbessert und dokumentiert.
Interessierte Parteien berücksichtigen
Die ISO 56002 trägt dem Umstand Rechnung, dass interessierte Parteien entscheidende Anstöße für Innovationen geben können. Sie unterscheidet zwischen internen und externen interessierten Parteien. Interne interessierte Parteien können Mitarbeiter auf allen Ebenen und andere Personen sein, die im Auftrag des Unternehmens arbeiten [1]. Als externe interessierte Parteien nennt die Norm u. a.:
Nutzer,
Kunden,
Bürger,
Kommunen,
Partner,
externe Anbieter,
Berater,
Gewerkschaften,
Wettbewerber,
Eigentümer,
Anteilseigner,
Finanzierungsorganisationen,
Regulatoren,
öffentliche Behörden,
Normungsinstitute sowie
Branchen- und Handelsverbände.
Innovationskultur fördern
Die ISO 56002 identifiziert die Innovationskultur als einen wichtigen Treiber für Innovationsaktivitäten. Sie ist Teil der Unternehmenskultur und fördert das kreative Denken bei den Mitarbeitern. Eine Innovationskultur zeichnet sich insbesondere durch Offenheit gegenüber Neuem aus, versucht bei den Mitarbeitern Neugier zu wecken und ermutigt diese zu Rückmeldungen und Vorschlägen [1]. Eine gewisse Risikobereitschaft, das Lernen aus Fehlern und ein Hinterfragen von gegenwärtig gültigen Annahmen sind weitere Charakteristika. Wichtig ist, dass die Innovationskultur im gesamten Unternehmen, also von allen Mitarbeitern verinnerlicht wird.
Zusammenarbeit sicherstellen
Gemäß ISO 56002 werden Innovationen auch durch den Austausch von und einem Zugang zu Wissen gefördert. Daher sollten entsprechende Zusammenarbeitsformate im Unternehmen geschaffen werden, die dies ermöglichen [1]. Die Zusammenarbeit kann im Unternehmen selbst stattfinden, z. B. zwischen verschiedenen Teams, Abteilungen oder Funktionen. Sie kann aber auch mit externen Stakeholdern organisiert werden, insbesondere mit Nutzern, Kunden, Verbänden und Forschungseinrichtungen.

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