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02598 Die ISO 56004

Ziel dieses Beitrags ist es darzulegen, wie die ISO 56004 Unternehmen bei der Planung und Durchführung, beim Abschluss und bei der Verbesserung eines Innovationsmanagement-Assessments unterstützen kann. Der Prozess eines Innovationsmanagement-Assessments basiert auf verschiedenen Grundsätzen, die in der Norm aufgeführt und beschrieben werden.
Arbeitshilfen:
von:

1 Die ISO 56004 als Norm für Innovationsmanagement-Assessments

Die Norm trägt den Titel: DIN ISO/TR 56004:2020-07: Innovationsmanagement-Assessment – Leitfaden (ISO/TR 56004:2019). Im allgemeinen Sprachgebrauch ist im Deutschen auch die Bezeichnung ISO 56004 üblich – so auch in diesem Werk. Die aktuelle Ausgabe der Norm liegt in deutscher Fassung und englischer Übersetzung vor. Im Anhang 1 finden Sie die Gliederung der Norm.
Die Normenreihe 56000 ff.
Die ISO 56004 ist der Normenreihe ISO 56000 ff. zuzuordnen, die aus den folgenden weiteren Normen besteht:
ISO 56000: Innovationsmanagement – Grundlagen und Begriffe
ISO 56002: Innovationsmanagement – Innovationsmanagementsystem – Leitfaden
ISO 56003: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für Innovationspartnerschaften – Leitfaden
ISO 56005: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für IP-Management – Leitfaden
ISO 56006: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden für strategisch intelligentes Management – Leitfaden
ISO 56007: Innovationsmanagement – Tools und Verfahren für das Ideenmanagement – Leitfaden
ISO 56008: Innovationsmanagement – Werkzeuge und Methoden zur Messung von Innovationsvorgängen – Leitfaden (Entwurf, Stand: März 2025)
ISO 56010: Innovationsmanagement – Erläuternde Beispiele für ISO 56000 (Vornorm, Stand: März 2025)
Warum Assessments durchführen
In der Praxis ist immer wieder zu beobachten, dass Unternehmen zwar erhebliche Ressourcen aufwenden, um Innovationen voranzutreiben, das Innovationsmanagement (IM) hingegen oftmals jedoch nicht den gewünschten Output erbringt. Daher sollten mithilfe eines Innovationsmanagement-Assessments (IMAs) alle Innovationsaktivitäten systematisch unter Berücksichtigung des internen und externen Unternehmenskontextes im Hinblick auf deren Leistungsfähigkeit analysiert werden.
Anwendungsbereich
Die ISO 56004 eignet sich für alle Arten von Innovationen wie Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, Geschäftsmodelle und organisatorische Innovationen. [1] Sie ist anwendbar auf alle Typen von Unternehmen und Organisationen, unabhängig von Branche, Alter, Größe oder Land, insbesondere auf:
Unternehmen, die einen nachhaltigen Erfolg bei ihren Innovationsaktivitäten anstreben,
Organisationen, die IMAs durchführen,
Anwender und andere interessierte Parteien (z. B. Kunden, Lieferanten, Partner, Förderorganisationen, Universitäten und Behörden), die Vertrauen in die Fähigkeit einer Organisation haben wollen, Innovationen effektiv zu managen,
interessierte Parteien, die versuchen, die Kommunikation durch ein gemeinsames Verständnis von IM und seine Bewertung zu verbessern,
Anbieter von IM-Leistungen,
Entwickler verwandter Standards und
Akademiker, die sich für die Forschung im Bereich IMA interessieren.
Anlässe für IMAs
Neben regelmäßig durchgeführten Assessments zur laufenden Überwachung des Innovationsmanagements sind IMAs ferner bei folgenden Szenarien sinnvoll: [2]
erste Zwischenbilanz nach einer Unternehmensgründung: Es wurde ein Unternehmen gegründet und man fokussierte sich die ersten Jahre darauf, die Unternehmensidee umzusetzen. Diese ist im Markt erfolgreich eingeführt und das Unternehmen wächst. Jetzt ist Zeit für eine erste Bestandsaufnahme.
Generierung von mehr Wachstum: Ein Unternehmen ist bereits seit längerer Zeit im Markt erfolgreich tätig, soll jedoch weiterentwickelt werden, sodass es systematisch mehr Innovationen hervorbringt und damit das Wachstum erhöht.
Neuausrichtung nach Führungswechsel oder Unternehmensnachfolge: Es gab einen Wechsel in der Geschäftsleitung eines Unternehmens. Der neue Geschäftsführer hat sich schnell einen Überblick über die finanzielle Situation des Unternehmens verschafft. Aber wie steht es um die Zukunftsfähigkeit? Hierzu geben BWA und Kostenrechnung wenig Auskunft.
Struktur der ISO 56004
Im Normabschnitt 3 der ISO 56004 werden zunächst wichtige Begriffe definiert. Auf die Gründe für die Durchführung eines IMAs wird im Normabschnitt 4 eingegangen. Gegenstand von Normabschnitt 5 ist die Auswahl eines geeigneten IMA-Ansatzes. Die Normabschnitte 6 bis 10 enthalten Leitlinien zu den einzelnen Phasen des IMA-Prozesses. Im Anhang A werden die Grundsätze des IMAs erläutert, während im Anhang B auf verschiedene Möglichkeiten der Visualisierung von IMA-Ergebnissen eingegangen wird.
Die IMA-Grundsätze
Ein IMA basiert auf sieben Grundsätzen, die seine Gestaltung und Umsetzung erleichtern und den für die Entwicklung Verantwortlichen Orientierung geben sollen. [1] Sie lauten:
Wertsteigerung für das Unternehmen,
Hinterfragen der Strategie und Ziele des Unternehmens,
Motivieren und Mobilisieren für die Entwicklung des Unternehmens,
Rechtzeitigkeit und Zukunftsorientierung,
Berücksichtigung des Kontextes und Förderung der Übernahme bewährter Praxis,
Flexibilität und Ganzheitlichkeit,
Wirksamkeit und Zuverlässigkeit der Prozesse.
Der IMA-Prozess
Damit ein IMA seine Ziele erreicht, sollte das Vorgehen an einem Phasenschema ausgerichtet sein. Die ISO 56004 empfiehlt folgende vier Phasen, die in Abbildung 1 dargestellt werden und auf die in den Kapiteln 3–6 dieses Beitrags näher eingegangen wird:
1.
IMA vorbereiten,
2.
IMA durchführen,
3.
IMA abschließen und
4.
IMA verbessern.
Abb. 1: IMA-Prozess [1]

2 IMA-Ansatz auswählen

Mögliche IMA-Ansätze
Zunächst geht es darum, einen geeigneten IMA-Ansatz auszuwählen. Die ISO 56004 unterscheidet zwischen dem Prüflisten- und dem Benchmarkingansatz. So werden beim Prüflistenansatz Themen in Prüflisten aufgeführt, die bei der Beurteilung des Innovationsmanagements und seiner Einrichtung zu berücksichtigen sind. Ein Benchmarking beruht hingegen auf festgelegten IM-Beurteilungen, die mit Beurteilungen von internen oder externen Vergleichsgruppen abgeglichen werden. Es bietet ein hohes Maß an Transparenz bezüglich der Leistung des Innovationsmanagements und der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Leistungskriterien verstehen
Es ist wichtig, die Auswirkungen von Innovationen bzw. des Innovationsmanagements auf das Unternehmen zu verstehen. Sie lassen sich mit quantitativen und qualitativen Leistungskriterien beschreiben. [1] Während quantitative Leistungskriterien numerische Analysen ermöglichen, können mithilfe von qualitativen Leistungskriterien nicht messbare Sachverhalte hinterfragt werden. So zielen Leistungskriterien insbesondere darauf ab,
den Umsatz, Gewinn und Marktanteil des Unternehmens zu steigern,
den Lebenszyklus von Innovationen zu optimieren und
die Effizienz im Hinblick auf den Ressourceneinsatz, die Zeitplanung und die festgelegten Qualitätsansprüche zu erhöhen.
Option für die Umsetzung eines IMAs festlegen
Die ISO 56004 weist darauf hin, dass insbesondere bei großen Unternehmen mit vielen eigenständigen Organisationseinheiten oder geografisch verteilten Einheiten mehrere unterschiedliche Innovationsmanagementansätze existieren können. [1] In diesen Fällen ist es vorteilhaft, mehrere parallele Assessments durchzuführen, um die Leistung des Innovationsmanagements vollumfänglich beurteilen zu können.
IMA-Format bestimmen
Das IMA kann durch ein eigenes internes Team, mithilfe von externen Fachleuten oder ausschließlich durch Externe durchgeführt werden. Die Befragten können Manager, Mitarbeiter, externe Kunden und/oder Partner einschließen. [1] Methodisch ist bei einem IMA eine Kombination aus Interviews, Befragungen und Literaturrecherche möglich, die sowohl quantitative als auch qualitative Ergebnisse liefern. Bei den Antworten kann zwischen verschiedenen Formaten gewählt werden, z. B. fünf- bis siebenstufigen Likert-Skalen, Farb-Abakussen oder anderen Formen von standardisierten Skalen.

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