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07BAU Baumdiagramm

Das Baumdiagramm ist ein Werkzeug zur Darstellung hierarchischer Strukturen. Das zu untersuchende Objekt wird dazu über mehrere Ebenen immer detaillierter betrachtet. Es entsteht eine verästelte Struktur, die an einen Baum erinnert. Ziel des Baumdiagramms ist es, das zu untersuchende Objekt möglichst vollständig und strukturiert darzustellen. Gelingt dies, sind generelle und detaillierte Aspekte des Objekts in einem Diagramm gleichermaßen repräsentiert.
Dieser Beitrag stellt Ihnen das Baumdiagramm, die Schritte zu seiner Erstellung sowie besondere Formen dieses Diagramms vor.
Arbeitshilfen:
von:

1 Ziel und Kurzbeschreibung

Kurzbeschreibung
Das Baumdiagramm untersucht ein Objekt und visualisiert das Ergebnis durch eine hierarchische Struktur. Das zu untersuchende Objekt ist der Startpunkt auf oberster Ebene. Auf der folgenden Ebene wird das Objekt in mindestens zwei Bestandteile zerlegt, von denen wiederum jedes auf der nächsten Ebene feiner zerlegt werden kann.
Das betrachtete Objekt kann dabei ganz unterschiedliche Dinge repräsentieren: Es kann sich bei ihm zum Beispiel um ein Produkt handeln, das in seine Baugruppen zerlegt werden soll. Diese wiederum sollen in Bauteile zerlegt werden. Ebenso kann ein Qualitätsproblem untersucht werden und in Haupt- bzw. auf nachfolgender Ebene in Nebenursachen zerlegt werden. Letztlich definiert der Anwender, was er mit dem Baumdiagramm analysieren möchte.
Ziel
Ziel des Baumdiagramms ist die vollständige und strukturierte Darstellung des Objekts und seiner relevanten Bestandteile. Dies verbindet generelle und detaillierte Aspekte in einem Diagramm. Der Anwender sieht im fertigen Baumdiagramm sowohl, aus welchen Unterelementen ein Objekt besteht, als auch, wie sich einzelne Detailaspekte in das Gesamtgefüge einpassen.
Abb. 1: Beispiel eines fertigen Baumdiagramms
Anwendungsgebiet
Das Baumdiagramm wird angewendet, um
zu einem generellen Thema die spezifischen Details zu ermitteln,
eine kausale Beziehung zwischen einem Oberbegriff und seinen Bestandteilen zu ermitteln,
die Vollständigkeit einer Untersuchung durch ein Werkzeug zu unterstützen,
einen Lösungsansatz oder Plan stufenweise zu konkreten Maßnahmen zu operationalisieren,
Fehler bzw. allgemeine Symptome weiter auf ihre „wahren Ursachen” (Root Causes) zurückzuführen,
eine Befragung vorzubereiten, indem ein globales Untersuchungsziel stufenweise in konkrete Fragen „übersetzt” wird,
ein Objekt (z. B. ein Produkt) gedanklich in seine Bestandteile oder Teilsysteme zu zerlegen (Baugruppen, Komponenten, Bauteile etc.).
Zusammenwirken mit anderen Tools
Einige Werkzeuge aus dem Fundus der Sieben Qualitätswerkzeuge (Q7) oder der Sieben Managementwerkzeuge (M7) lassen sich sehr gut mit dem Baumdiagramm kombinieren:
Affinitätsdiagramm: Ein dort identifizierter Begriffscluster wird mit dem Baumdiagramm weiter zerlegt.
Flussdiagramm: Vor der Visualisierung mittels des Flussdiagramms wird der untersuchte Prozess zunächst durch das Baumdiagramm in seine Teilprozesse und Aktivitäten untergliedert.
Ursache-Wirkungs-Diagramm: Nachdem ein untersuchtes Problem mithilfe des Baumdiagramms in seine Bestandteile zerlegt wurde, ordnet das Ursache-Wirkungs-Diagramm diese den vier Kategorien Mensch, Maschine, Material und Methode zu und ermöglicht so eine weitere Analyse.
Synonyme und spezielle Formen
Das allgemeine Baumdiagramm wird auch als „Verzweigungsdiagramm” bezeichnet. Im Englischen trägt es den Namen „Tree Diagram”. Spezielle Baumdiagramme tragen eigene Namen. Zu nennen sind Stückliste, Minto-Pyramide und CTQ-Treiberbaum. Die genannten Baumdiagramme werden später in diesem Beitrag vorgestellt.
Abgrenzung
Optisch ähnlich sind die folgenden, jedoch zu anderen Zwecken eingesetzten Diagramme: Entscheidungsbaum und stochastischer Wahrscheinlichkeitsbaum.

2 Erstellung

Die Erstellung des Baumdiagramms kann alleine oder im Team durchgeführt werden und vollzieht sich in vier Schritten:
Schritte zum Baumdiagramm
Schritt 1: Untersuchungsthema definieren.
Schritt 2: Aufspalten des Themas in sekundäre Themen.
Schritt 3: Aufbrechen jedes sekundären Themas in Details.
Schritt 4: Prüfung auf Vollständigkeit und Logik.

2.1 Untersuchungsthema definieren

Ziel klären
Das Untersuchungsthema bzw. -objekt soll ein klarer Begriff und/oder ein knapp gefasster, aktionsorientierter Satz sein. Es kann sich bei dem Begriff um ein Produkt, Problem, einen Lösungsansatz, eine Idee, eine Information oder ein Ergebnis handeln (Beispiel: „Produkt: Laserdrucker”). Mit einem kurzen Satz kann der Begriff noch präzisiert („Bestandteile eines Laserdruckers”) oder dem Vorhaben eine Optimierungsrichtung („Fehlzeiten: Möglichkeiten der Reduktion”) gegeben werden.
Der oder die Anwender müssen ein gemeinsames Verständnis des Untersuchungsthemas finden. Eine eindeutige Klärung ist wesentlich für ein späteres Gelingen des Baumdiagramms.
Thema ist der „Baumstamm”
Auf einem großen Bogen Moderationspapier wird das Untersuchungsthema oben oder links vermerkt. Beides ist möglich und legt nur fest, in welcher Richtung später die Äste eingetragen werden.

2.2 Aufspalten des Themas in sekundäre Themen

Untergeordnete Elemente finden
Zum Auffinden der untergeordneten Elemente wird das Untersuchungsthema mit Fragen in sekundäre Themen (-bereiche) differenziert. Je nach Untersuchungsthema lauten die Fragen beispielsweise:
Produkt: Aus welchen Baugruppen, Komponenten und Bauteilen besteht das Produkt?
Prozess: In welchen Schritten wird der Prozess ausgeführt?
Lösung: Aus welchen Teilbereichen setzt sich eine Lösungsidee zusammen?
Information: Welche Begriffe können die Gesamtinformation untergliedern?
Fehler: Aus welchen Komponenten setzt sich das Fehlerbild zusammen?
Die genaue Fragestellung legt der Anwender mit seiner Sachkenntnis des Untersuchungsgegenstands fest.
Zweite Ebene des Baumdiagramms
Die gefundenen sekundären Themen bilden die zweite Ebene im Baumdiagramm. Sie werden direkt auf das Moderationspapier übertragen oder auf Moderationskarten/Haftnotizzetteln vermerkt und dann in das Diagramm eingefügt.
Die gefundenen Antworten müssen trennscharf sein und im Sinne einer „Und”-Logik verbunden werden: Das übergeordnete Objekt, also das Untersuchungsthema, ergibt sich als Summe der sekundären Themen.

2.3 Aufbrechen jedes sekundären Themas in Details

Verästelung wird feiner
Für jedes gefundene Sekundärthema der zweiten Ebene wird nun untersucht, ob es sich sinnvoll in weitere Elemente untergliedern lässt. Dies ist zu bejahen, solange eine weitere Aufspaltung wirtschaftlich vertretbar ist und in diesem Sinne der Nutzen einer weiteren Untergliederung die zusätzliche Bürokratie übersteigt.
Fortsetzung Verästelung
Kann ein Thema untergliedert werden, wird es in seine Bestandteile aufgespalten. Für jeden Bestandteil wird dann seinerseits gefragt, ob eine weitere Untergliederung möglich ist. In diesem Fall wird eine neue Betrachtungsebene unterhalb des betrachteten Bestandteils erzeugt.
Das Verfahren endet, wenn keine weitere Untergliederung sinnvoll ist. Gute „Endpunkte” für die Betrachtung sind beispielweise zusammengesetzte Bauteile oder Komponenten, die von einem Zulieferer bezogen werden, oder Arbeitspakete bzw. Prozessaktivitäten, die an eine Stelle delegiert werden.

2.4 Prüfung auf Vollständigkeit und Logik

Vollständigkeit
Zur Prüfung wird für jedes übergeordnete Element betrachtet, ob dieses sich durch die Gesamtheit der ihm direkt untergeordneten Elemente ausdrücken bzw. konstruieren lässt. Nur wenn dies der Fall ist, gilt das Baumdiagramm als vollständig.

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